Wissenschaftler aus Italien benennt neue Arten nach Dr. Britta Uhl und Dr. Mirko Wölfling

„Die Ritter der Kokosnuss“ ist als Kultfilm weltweit bekannt. Was jedoch nur wenige wissen: Nach dem britischen Schauspieler und Ex-Monty Python John Cleese wurde eine Tierart benannt – der Cleeses Wollmaki (Avahi cleesei). Ähnlich ist es mit der Harrison Ford-Schlange (Calponia harrisonfordi) und der Beyoncé-Fliege (Scaptia beyonceae). Es gibt auch eine Abba- und eine Harry Potter Spinne (Abba transversa, Eriovixia gryffindori). Sogar einen Yoda-Wurm (Yoda purpurata) gibt es inzwischen! Doch wie kommt es dazu?

Titelseite der ersten deutschen Ausgabe des „Natursystems“ von Carl von Linné. In diesem Burch wurden erstmals Tier- und Pflanzenarten mit Gattungs- und Artnamen benannt. Das System wird heute immer noch verwendet. Es ist eine Grundlage dafür Individuen unmissverständlich einer Art zuordnen zu können. 

Jährlich werden etwa 13.000 neue Tierarten beschrieben. Wer eine neue Art entdeckt und diese wissenschaftlich korrekt gegenüber anderen Arten abgrenzen kann, darf diese auch benennen. Der Prozess ist äußerst langwierig und kompliziert und braucht am Ende eine Publikation in einem anerkannten wissenschaftlichen Fachjournal. Die meisten Arten bekommen dabei Namen nach auffälligen Merkmalen ihres Aussehens, nach dem Fundort oder nach einem bestimmten Verhalten etc.

Titelseite vom Fachjournal „Malacologia“ mit der neu beschriebenen Meeresschneckenart Chicoreus woelflingi. Quelle: Dr. Tiziano Cossignani.

Eine Benennung einer neuen Tierart nach einem Menschen kommt dabei nicht ganz so oft vor. Wir schätzen, dass dies nur bei jeder 25. Art der Fall ist (520 Arten / Jahr). Gemessen an 8,2 Milliarden Menschen auf der Welt sind dies 0,0000064% der Bevölkerung, die Namenspatron für eine Tierart werden. Würde die Namenswahl im Losverfahren geschehen, dann wäre die Chance einmal Jährlich 1 zu ca. 15.769.231. Wer also einmal im Jahr Lotto 6 aus 49 spielt hat eine ähnliche Chance einen Treffer zu landen (1 zu 15.537.573).

In den Sammlungen wird nun weltweit Platz gemacht um die neue Art und die neue Unterart von Chicoreus palmarosae abtrennen zu können.

Ein Losverfahren gibt es natürlich nicht. Die Wissenschaftler benennen neue Tierarten meist nach Personen, die sich für Natur und Umwelt in besonderem Maße eingesetzt haben. Leonardo DiCaprio hat sich z.B. umfangreich für den Artenschutz engagiert. Daraufhin wurde eine Wasserkäferart, eine Schlangenart und sogar eine neue Baumart nach ihm benannt. Aber auch große Verdienste in der Wissenschaft können ein Anlass dafür sein.

Die Exemplare aus der Urbeschreibung, welche dem Autor vorgelegen haben, sind sogenannte Typusexemplare. Sie haben großen wissenschaftlichen Wert und werden daher mit einem roten Etikett versehen. Bei Nassarius uhlae gibt es weltweit nur 11 solcher Tiere: 1 namenstragender Holotypus und 10 Paratypen.

Aber warum wurde die Ehre uns zu Teil? In Italien gibt es den Nationalpark Podelta, in dem wir bereits seit 1997 meist mehrmals jährlich ehrenamtlich Langzeitdaten zu Nachtfaltern erfassen. Aus den Daten folgten Publikationen in namhaften internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschriften wie Nature Conservation und Scientific Reports. Eine Publikation belegt dabei den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Rückgang der Artenzahlen und Individuenzahlen dieser wichtigen Bestäuber.

Dr. Britta Uhl (links) und Dr. Mirko Wölfling im Jahr 2012 bei Nachtfalteranalysen in Italien. Der Leuchtturm in der Bildmitte lockt Nachtfalter an, die dann vor Ort gezählt, bestimmt und beobachtet werden können.

Darüber hinaus wurden zahlreiche Exkursionen mit Studierenden in diese Region organisiert und durchgeführt. Ein fester Bestandteil war dabei, die Teilnehmer mit einem Besuch im Meereskundemuseum in Cupra Marittima für Weichtierkunde zu begeistern. Den Chef des Museums, Dr. Tiziano Cossignani, kennen wir daher schon seit Jahrzehnten. Er hat unsere Arbeiten in Italien verfolgt und mit uns zusammengearbeitet um z.B. die Ausstellung für das Asisi-Panorama „Great Barrier Reef“ zu ermöglichen.

Das Museum von Tiziano Cossignani beherbergt in Cupra Marittima weit über eine Million Muscheln und Schnecken und zählt damit zu den größten Meereskundemuseen weltweit.

Dr. Cossignani ist in der Weichtierkunde ein weltweit bekannter Taxonome. Mit seinem Museumsbestand von über 1.000.000 Muscheln und Schnecken entdeckt er gelegentlich neue Arten. In unserem ersten Fall hat er eine neue Meeresschnecke aus Taiwan entdeckt. Das ist insofern etwas Besonderes, da die Gewässer um Taiwan stark vom Menschen beeinflusst sind. Bei fast 24 Millionen Einwohnern wurde dort quasi schon jeder Stein umgedreht. Die neue Schneckenart (ca. 2,5 cm groß) trägt nun den Namen von Dr. Britta Uhl (Nassarius uhlae).

Die neu entdeckte Art Nassarius uhlae.

In unserem zweiten Fall geht es um eine Schneckenart, die in den meisten Sammlungen weltweit zu finden ist (Chicoreus palmarosae). Dr. Cossignani hat herausgefunden, dass sich in Wirklichkeit zwei Arten hinter diesem Namen verbergen. Die neue noch unbenannte Art (ca. 10 cm) wurden nach Dr. Mirko Wölfling benannt (Chicoreus woelflingi). Dermaßen große und optisch auffällige Arten mit großem Verbreitungsgebiet (Indischer Ozean vom Madagaskar bis Thailand) und hoher Abundanz werden heute nur noch sehr selten beschrieben.

Die neu entdeckte Art Chicoreus woelflingi.

Die neue Unterart von Chicoreus woelflingi wurde nach Lamarck – dem Entdecker von Chicoreus palmarosae benannt (Chicoreus woelflingi lamarcki). Lamarck war ein Biologe des 18. Jahrhunderts. Er verwendete und definierte 1802 erstmals den Begriff Biologie und formulierte 1809 als erster Wissenschaftler noch 50 Jahre vor Darwin eine Evolutionstheorie. Die neue Unterart (ca. 11 cm) ist bei den Philippinischen Inseln verbreitet.

Die neu entdeckte Unterart Chicoreus woelflingi lamarcki. Quelle: Dr. Tiziano Cossignani.

Fazit: Dr. Tiziano Cossignani (Meereskundemuseum Cupra Marittima, Italien) hat neue Schneckenarten nach Dr. Britta Uhl und Dr. Mirko Wölfling benannt. Das Museum in Cupra Marittima ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Wenn Sie eine Ausstellung mit Muscheln und Schnecken planen und Exponate suchen oder wenn Sie eine Sammlung haben, die sortiert, digitalisiert oder restauriert werden soll, dann wenden Sie sich gerne an uns!

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